Schauspiel

Kleines Haus

Schmerz Camp

Uraufführung
von Patty Kim Hamilton
Regie: Christiane Pohle

Sieben Frauen in einer surrealen Schmerzklinik: Im ewigen Kreislauf von Therapiestunden und Gesprächen mit den Ärzt:innen probieren die Patientinnen Medikamente aus, meditieren, machen Kunst, treiben Sport – der Schmerz aber bleibt. Scheinbar geschieht mit den Frauen in der Klinik nichts und doch ist alles in ständiger, minimaler Bewegung. Zeit vergeht anders, im Nirgendwo zwischen Verzweiflung und Hoffnung. In Deutschland leiden 17 % der Bevölkerung unter chronischen Schmerzen, 80 % der Betroffenen sind Frauen. Die Autorin Patty Kim Hamilton sucht in „Schmerz Camp“ nach dem Alltäglichen, dem Humor, der Zärtlichkeit, dem Einfachen vor dem dunklen Abgrund der chronischen Schmerzen. Sprache und Dialoge basieren auf realen Gesprächen und Klinikfragebögen – werden bereichert von chorischen Passagen, Lyrik und performativen Naturbildern, die eine neue Dimension aufmachen: Wo finden wir Trost und wie kann ein Weg durch den Schmerz aussehen? Regisseurin Christiane Pohle kehrt nach Bremen zurück und inszeniert die Uraufführung von Hamiltons Plädoyer für ehrliches Zuhören und solidarische Gemeinschaften. Gemeinsam mit den Schauspielerinnen und ihrem Team kreiert sie einen atmosphärischen Kosmos aus bewegten Bildern, Klanglandschaften, Tönen, Träumen und Erinnerungen, der persönlich, intim und zugleich politisch ist. Was macht der Schmerz mit dem Leben? Und was macht das Leben mit dem Schmerz?

  • Frau von R Susanne Schrader
    Elif Leila Abdullah
    Stefanie Claudia Gyasi Nimako
    Junge Patientin Moné Sharifi
    Frau K Irene Kleinschmidt
    Frau Sonnenschein Judith Goldberg
    Frau X Fania Sorel, Nadine Geyersbach

    Regie Christiane Pohle
    Bühne Anton von Bredow
    Kostüme und Video Laura Weissenberger, Anna-Sofie Lugmeier
    Licht Daniel Thaden
    Sounddesign Evamaria Müller
    Dramaturgie Regula Schröter
  • „Der Zuschauer begleitet die Frauen durch ihren tristen Alltag in diesem recht surrealen Camp und begibt sich mit ihnen auf eine emotionale Achterbahnfahrt zwischen Hoffnung, Wut und Verzweiflung. Zwischen Heileurythmietherapie, Wanderungen und progressiver Muskelentspannung. […] Acht bis 16 Millionen Menschen in Deutschland leiden unter chronischen Schmerzen, lehrt das Stück. Die meisten von ihnen sind Frauen. Und genau dies ist auch der Grund, warum so viele Fragen nach der Ursache und nach geeigneten Therapien zur Behandlung der Schmerzen bis heute unbeantwortet sind. Denn – diese Kritik schwingt in Hamiltons Stück mit – Frauen werden in der Medizin bis heute oft systematisch missachtet, sind in Studien unterrepräsentiert. Medikamente und Therapien werden in ihrer Wirksamkeit oft vor allem an Männern erforscht. Das ist ein Problem. Diese wichtige Botschaft hat das Stück eindeutig vermittelt.“ (Alexandra Knief, Weser-Kurier, 18. November 2023)

    „Da liegen sie im Krankenhaus wie andere am Strand: im Bademantel auf der Liege, mit der dringenden ärztlichen Anweisung, sich jetzt endlich mal zu entspannen und bei den Übungen mitzumachen, bitteschön. […] Anton von Bredow hat eine zerklüftete Landschaft ins Kleine Haus gezaubert, die zwischen Maschendrahtzaun und Waldtapete fließend übergeht von Spa zu Klinik zu Zoo zu Knast zu Urlaubsparadies für kleines Geld.“ (Jan-Paul Koopmann, nachtkritik, 17. November 2023)

    „Es gibt keine fortschreitende Handlung, keinen Erzählfaden. Stattdessen atmosphärische Schlaglichter auf den Krankenhausalltag der Figuren: Jede dämmert auf einer Liege vor sich hin unter rosafarbener Schlafbrille und wartet auf Genesung. Die Gespräche drehen sich um Kochrezepte und Krankenkassen, Ehemänner und Schmerzmittel, progressive Muskelentspannung und Kunsttherapie.“ (Christine Gorny, Bremen Zwei, 17. November 2023)

    „Einerseits kämpft Hamilton mit ihrem Text um Aufmerksamkeit für die Ängste, Sehnsüchte, Beschwerden der Schmerzpatientinnen, will Sensibilität und Empathie für ihre zermürbenden Empfindungen gewinnen und gegen das Vorurteil des Simulantentums vorgehen – denn leider ist Schmerz ja objektiv nicht messbar. Andererseits kritisiert die Autorin erfahrungslose Ärzte, wissenschaftliches Unwissen und einen zynischen Tonfall im Gesundheitssystem.“ (Jens Fischer, Theater der Zeit, 24. November 2023)
  • In eingespielten Videos auf einer rückwärtigen Leinwand kommen stroboskopähnliche Effekte zum Einsatz. Punktuell wird das Thema Suizidalität behandelt.