Musiktheater

Theater am Goetheplatz

Fidelio

Oper in zwei Aufzügen von Ludwig van Beethoven
Text von Ferdinand Sonnleithner, Stephan von Breuning und Georg Treitschke nach Jean-Nicolas Bouilly
Musikalische Leitung: Yoel Gamzou
Regie: Paul-Georg Dittrich

Als eine "Rettungs- und Befreiungsoper" wurde Beethovens einzige Oper "Fidelio" konzipiert, weshalb die im Stück verhandelten Maximen von Gleichheit und Freiheit durch zwei Jahrhunderte und verschiedenste politische Systeme hindurch kultiviert und vereinnahmt wurden. In ihrem Kern erzählt die Oper vom Schicksal Leonores, die, um ihren Mann aus den Händen seines Gegenspielers Don Pizarro zu befreien, nicht nur ihre Identität ablegt, sondern mit all den ihr zur Verfügung stehenden Kräften gegen die vorherrschenden Machtstrukturen ankämpft - und daher im Laufe der Geschichte zur Verkörperung eines Ideals stilisiert wurde.

Als Fanal für die Einmischung und Teilhabe an politischen Prozessen ist die Oper "Fidelio" auch heute noch eine Aufforderung zur Aktivität, zur Emanzipation, zum gesellschaftlichen Seitenwechsel. Daher möchten wir im zweiten Teil der Oper die konventionelle Guckkasten-Situation aufbrechen und einen Teil unseres Publikums auf die Bühne bitten. 60 Zuschauerinnen und Zuschauer sitzen an einem großen Tisch und werden mit Theaterwein, Brot, Öl und Salz verköstigt. Keine Angst: Als Teil der Tischgesellschaft müssen Sie nicht mitspielen. Es könnte allerdings sein, dass einige gebeten werden, ein Schild hochzuhalten oder eine Maske aufzusetzen. In jedem Fall sitzen Sie auf der anderen Seite und sind mittendrin, direkt neben den Sängerinnen und Sängern. Wenn Sie eine/r dieser 60 ZuschauerInnen sein möchten, wenden Sie sich bitte an die Theaterkasse. Und halten Sie sich ran: First come, first serve!

  • Don Fernando, Minister Daniel Ratchev
    Don Pizarro, Gouverneur Claudio Otelli
    Florestan, ein Gefangener Christian-Andreas Engelhardt
    Leonore, seine Gemahlin Nadine Lehner, Susann Vent-Wunderlich
    Rocco, Kerkermeister Taras Konoshchenko, Christoph Heinrich
    Marzelline, seine Tochter Marysol Schalit, Iryna Dziashko
    Jaquino Daniel Jenz, Joel Scott
    1. Gefangener Jeong Hoon Lee
    2. Gefangerner Romualdas Batalauskas, Julius Jonzon, Allan Parkes

    Musikalische Leitung Yoel Gamzou, Killian Farrell
    Regie Paul-Georg Dittrich
    Bühne Lena Schmid
    Kostüme Anna Rudolph
    Chor Alice Meregaglia
    Licht Joachim Grindel
    Videodesign Kai Wido Meyer
    Dramaturgie Isabelle Becker, Brigitte Heusinger
  • „Paul-Georg Dittrichs Bremer ‚Fidelio‘-Inszenierung konfrontiert das Publikum mit irritierenden Fragen und aktiviert am Ende die Zuschauer, die politische Befreiung in die eigenen Hände zu nehmen. Ein musikalisch mitreißender, szenisch verstörender Abend, den man sich gerade deshalb auf keinen Fall entgehen lassen sollte.“ (Die deutsche Bühne, „Das muss man gesehen haben“, Januar 2019)

    „Anders als Dittrich es tut, lässt sich eine Oper wie Fidelio im Jahr 2018, unter den aktuellen politischen Bedingungen, die in Deutschland herrschen, nicht erzählen. Mein Urteil: Unbedingt anschauen.“ (Thomas Kurianowicz, Bremen Zwei, 17.September 2018)

    „Musikdirektor Yoel Gamzou lässt die exzellent spielenden Bremer Philharmoniker in Tempogestaltung und Dynamik fast bis an ihre Grenzen gehen, kostet Rubati (Verzögerung oder Beschleunigung der Tempi) oft bis zum Manieristischen aus und krönt in dem vom zweiten Rang aus gesungenen C-Dur-Finale die Leistung aller Mitwirkenden mit einem hinreißenden, hymnischen Presto-molto-Schluss.“ (Gerhart Asche, Weser Kurier, 18.September 2018)

    „So stellt man sich die Eröffnungspremiere einer neuen Spielzeit vor – ein Spektakel für alle Sinne und das Gehirn. Regisseur Paul-Georg Dittrich gelang mit Beethovens Oper „Fidelio“ über weite Strecken das Kunststück, die Handlung zu erzählen, zugleich den geistigen Gehalt des Werkes mit Hilfe einer Reise durch die Rezeptionsgeschichte zu analysieren und das Publikum einzubeziehen. Realisiert wurde dieses Konzept am Sonntagnachmittag von starken Sängerdarstellern und den großartig disponierten Bremer Philharmonikern.“ (Markus Wilks, Kreiszeitung, 18. September 2018)

    „Das ist wirklich mal ein originelles Konzept, mit dem sich Regisseur Paul-Georg Dittrich Beethovens einziger Oper „Fidelio“ genähert hat. Er nimmt den Zuschauer im 1. Akt mit auf eine Zeitreise durch die Welt- und Theatergeschichte und macht diese an früheren, historischen Inszenierungen dieser Oper fest. Dabei verknüpft er das Weltgeschehen mit dem Ge- und Missbrauch der gern zu Repräsentationszwecken aufgeführten Oper. […] Für eine durchweg bewegende Wiedergabe sorgt Yoel Gamzou am Pult der beschwingten Bremer Philharmoniker. Seine Dynamik und seine Tempi sind geradezu schwindelerregend.“ (Wolfgang Denker, Nordwest Zeitung, 18. September 2018)

    „Mit diesem ‚Fidelio‘ ist dem Theater Bremen musikalisch und szenisch ein großer Wurf gelungen.“ (Michael Stange, IOCO, 8. Oktober 2018)

    „Die unter GMD Yoel Gamzou äußerst konzentriert spielenden Bremer Philharmoniker erledigten ihre keinesfalls leichte Aufgabe mit größtem Können. Ebenfalls eine Glanzleistung lieferte der Chor des Theater Bremen, der wiederum durch Alice Meregaglia eine großartige Einstudierung erfahren hatte. Eine gelungene Inszenierung fürs Bremer Theater.“ (Hermann Habitz, Der neue Merker, Oktober 2018)

    „Im Zentrum steht Nadine Lehner als Leonore, die ihre Partie mit stählerner Härte und unglaublicher Intensität singt. Der Tenor von Christian-Andreas Engelhardt wird immer kraftvoller und substanzreicher. Er bewältigt den Florestan achtbar. Claudio Otelli gibt den Don Pizarro furchterregend und mit erzener Stimmgewalt. Christoph Heinrich zeigt die freundlichen Seiten des Rocco. Als Marzelline und Jaquino können Marysol Schalit und Joel Scott ihre Partien gut erfüllen.“ (Wolfgang Denker, foyer, November 2018)