Musiktheater
Theater am Goetheplatz
Die Krönung der Poppea
Opera musicale von Claudio Monteverdi
Text von Giovanni Francesco Busenello
In italienischer Sprache mit deutschem Übertext
Musikalische Leitung: Christoph Spering
Regie: Tatjana Gürbaca
„Vincit amor“ (Graffito aus Pompeij) – Kaiser Nero ist ein Überdrüssiger, ein Übersättigter. Macht, Sex, Gewalt, Liebe sind ihm eins, für ihn hat das Menschenleben längst seinen Wert verloren. Nur eine Schwäche hat er noch: die ebenso schöne wie machthungrige Poppea, die ganz nach oben will, an die Spitze des römischen Kaiserreichs, an die Seite Kaiser Neros. Ein Wink von ihr genügt und Nero räumt aus dem Weg, was ihrer Verbindung noch im Weg steht. Er verstößt seine Ehefrau Ottavia und verordnet dem Philosophen Seneca, der vergeblich an Neros Vernunft appelliert, den Selbstmord. Mit „Die Krönung der Poppea“ entwerfen Monteverdi und sein Librettist Busenello ein ebenso sensibles wie schonungsloses Psychogramm einer narzisstischen Gesellschaft, die jeglichen moralischen Kompass verloren hat und in der selbst Amors Sieg nur noch ein blutiger sein kann.
- Poppea Marie Smolka
Nerone, Kaiser Ulrike Mayer
Ottavia, Kaiserin und Nerones Ehefrau Constanze Jader
Seneca, Nerones Lehrer und Philosoph Christoph Heinrich
Ottone, Poppeas ehemaliger Geliebter Dmitry Egorov
Drusilla Elisa Birkenheier
Arnalta, Poppeas Amme Christian-Andreas Engelhardt
Zweiter Soldat / Lucano / Liberto Ian Spinetti
Erster Soldat / Nutrice, Ottavias Amme Matteo Cammarata
Littore Daniel Ratchev
Amor Gaizka Chamizo
Junger Amor Navin Felgendreher, Aiseha Steinkamp
Chor Opernchor des Theater Bremen
Orchester Bremer Philharmoniker
1. Violine Anette Behr-König, Reinhold Heise
2. Violine Jihye Seo-Georg, Doretta Balkizas
Violoncello Antonia Krebber, Hannah Weber
Kontrabass Hiroyuki Yamazaki, Eva Schneider
Continuo Joachim Held, Susanne Peuker, Klaus Westermann, Jörg Hitz
Musikalische Leitung Christoph Spering
Regie Tatjana Gürbaca
Bühne Klaus Grünberg
Kostüme Silke Willrett
Mitarbeit Bühne Anne Kuhn
Licht Klaus Grünberg
Mitarbeit Kostüm Carl-Christian Andresen
Chordirektorin Alice Meregaglia
Dramaturgie Caroline Scheidegger
- „Die Regisseurin Tatjana Gürbaca jedenfalls glaubt diesem Finale offenbar keine einzige Note. Und sie ist radikal konsequent in diesem Misstrauen und nimmt gemeinsam mit dem musikalischen Leiter Christoph Spering am Theater Bremen gleich mal das ganze Werk auseinander. Aber sie stiftet ihr Ensemble dabei zu einer sängerdarstellerischen Leistung an, die schlicht hinreißend ist. […] Musikalisch bietet der Abend immer wieder schöne Momente, auch weil Marie Smolka als brillant perlende Poppea, Dmitry Egorov als weich timbrierter Ottone, Christoph Heinrich als tiefseriöser Seneca, Constanze Jader als lodernd warme Ottavia, Elisa Birkenheier als quecksilbrige Drusilla und Christian-Andreas Engelhardt als grell travestierte Arnalta starke vokale oder singschauspielerische Glanznummern gelingen. Vor allem aber balanciert Ulrike Mayer in immer neuen queeren Kostümen von Silke Willrett Neros psychopathische Sex- und Mordlust so hart an der Grenze zur Parodie entlang, dass es wirklich Spaß macht. Das Premierenpublikum jubelte enthusiastisch.“ (Detlef Brandenburg, Die deutsche Bühne online, 19. Juni 2023)
„[…] aus Constanze Jaders Alt wehen Würde und Moder der gesamten Geschichte Roms […]. Niemand aber übertrifft den verführerisch klaren Sopran Marie Smolkas in der Titelrolle oder gar Mezzosopranistin Ulrike Mayer als Nero: Mal fiebrig getrieben, mal von schneidender Intelligenz und von herablassender Freude an der Qual, die er bereitet, verleiht sie diesem Erzbösen eine beinahe schon unangenehme, definitiv aber unheimliche Präsenz: Es ist ein dunkles Strahlen, das von diesem Nero ausgeht.“ (Benno Schirrmeister, taz, 20. Juni 2023)
„Mit ihrem entsprechend wandlungsfähigen Mezzo ist Ulrike Mayer das energetische Zentrum einer Produktion der starken Frauen, unter denen die nobel warm tönende damenhafte Ottavia von Constanze Jader sängerdarstellerisch herausragt und Marie Smolka als koloraturenkristalline Poppea und Elisa Birkenheier als Marilyn-Monroe-blonde Drusilla bella figura machen.“ (Peter Krause, Opernwelt, August 2023)
„Regisseurin Tatjana Gürbaca hat Nebenarme der Handlung geschickt eliminiert. […] Klaus Grünberg stellt alles auf eine Art Alltags-Bühne mit zwei Sesseln, einem Klavier als Ablageplatz, Seitenstufen, Lampenkugeln und einem abgedunkelten Hintergrund für Abgänge. Dirigent Christoph Spering hat die musikalischen Formen des Genies Monteverdi schlüssig zusammengesetzt.“ (Horst Hollmann, Nordwest Zeitung, 20. Juni 2023)
„Glaubt man den römischen Geschichtsschreibern, dann war Poppea, die zweite Frau des damals schon recht paranoiden Kaisers Nero, bildhübsch und von vornehmer Blässe. Sie galt als wortgewandt und gebildet, aber auch als verschwenderisch (sie badete in Eselsstutenmilch), intrigant und sexsüchtig. Regisseurin Tatjana Gürbaca fackelt da nicht lange und zeichnet sie in ihrer Inszenierung von Claudio Monteverdis ‚L'incoronazione di Poppea‘ (Die Krönung der Poppea) als Vamp und Teufelsweib. […] Die Solisten kommen mit Monteverdis Stil bestens klar, ebenso der zwölfköpfige Chor von Alice Meregaglia. […] Sopranistin Marie Smolka schießt als Poppea giftige Koloraturen ab. Ulrike Mayer weckt mit warmem Mezzo Sympathien für den verkorksten Nero.“ (Sebastian Loskant, Weser-Kurier, 20. Juni 2023)
„Eine der ältesten Opern der Musikgeschichte live zu erleben, ist etwas Besonderes. Gerade in der Oper wird oft versucht, die Handlung und damit auch die Musik in unsere Zeit zu transportieren und zu schauen, was uns die Charaktere erzählen können oder wo sie uns ähnlich sind. Es ist spannend zu sehen, dass sich Monteverdi mit ganz ähnlichen Themen beschäftigt hat, wie wir als Gesellschaft heute auch. Marie Smolka ist eine durchweg sehr überzeugende Poppea.“ (Sophia Fischer, Bremen Zwei, 19. Juni 2023)