Schauspiel

Theater am Goetheplatz

Vögel

von Wajdi Mouawad
Deutsch von Uli Menke
Regie: Alize Zandwijk

New York. Zwei Menschen begegnen sich in einer Bibliothek. Eine unwahrscheinliche Begegnung, eine sofort entfachte Liebe, wie vorherbestimmt, so scheint es. Fesselnd und mitreißend in ihrer magischen Intensität. Für Wahida, eine amerikanische Islamwissenschaftlerin, und Eitan, einen deutschen Genforscher, beginnt eine unbeschwerte, freie und glückliche Zukunft. Welche Rolle spielt schon die Herkunft heute? Doch Eitans jüdische Familie lehnt seine arabischstämmige Freundin radikal ab. Unerklärlich, die Reaktion seiner Eltern, findet Eitan und macht sich mit Wahida auf, dem Verschwiegenen nachzuspüren. In Israel entdecken sie das Familiengeheimnis und werden mit der schwerwiegenden Frage nach der eigenen Identität und Zugehörigkeit konfrontiert. Ihre Liebe steht nun nicht mehr allein in der Welt, stellt sich plötzlich dar als eine Größe zwischen Familie, Geschichte, Politik und der Frage, wie viel Wahrheit sein muss und ob Wahrheit gleichzeitig Wahrhaftigkeit ist.

  • Wahida Shirin Eissa
    Eitan Zimmermann Emil Borgeest
    David, sein Vater Guido Gallmann
    Norah, seine Mutter Fania Sorel
    Etgar, sein Großvater Martin Baum
    Leah Kimhi, seine Großmutter Verena Reichhardt
    Rabbiner, Hasan al-Wazzan Muhannad Al Baradan
    Eden, eine Soldatin Karin Enzler
    Krankenschwester Manuela Fischer

    Regie Alize Zandwijk
    Bühne Thomas Rupert
    Kostüme Sophie Klenk-Wulff
    Licht Tim Schulten
    Musik Maartje Teussink
    Dramaturgie Viktorie Knotková
  • „[…] das Publikum erlebt einen ungeheuer intensiven und auf den Punkt getakteten Theaterabend, ein Paradebeispiel für die große Könnerschaft, die Regisseurin Alize Zandwijk und das überragend agierende Ensemble auszeichnet. […] Deniz Orta entwickelt ihre Wahida von der leicht-spöttischen New Yorker Intellektuellen in eine von Zitteranfällen geplagte Frau, die merkt, dass es ihr nicht gutgetan hat, ihre arabischen Wurzeln zu verleugnen. Und die sich nun neu zu erfinden hofft. Emil Borgeest spielt die zunehmende Verzweiflung an seiner zerfallenden Familie mit ähnlicher, auf eine stillere Ebene verlagerten, großen Präsenz – was für ein Debüt!“ (Iris Hetscher, Weser Kurier, 7. Oktober 2019)

    „‚Vögel‘ heißt das von 14 deutschsprachigen Bühnen in dieser Saison gespielte Stück Wajdi Mouawads, das die gefiederten auch als utopische Wesen behauptet. Vom Quantenvogel geht die Rede, der wie die nicht fix definierbaren Energieteilchen an zwei Orten gleichzeitig sein könnte, etwa dies- und jenseits der israelisch-arabischen Mauer. Auch das persische Märchen vom Amphibienvogel wird zitiert. Ihm wachsen Kiemen, damit er unter Fischen leben kann. Diesen sehnsüchtigen wie verzweifelten Befriedungsaufruf arbeiten die Regisseure Stefan Bachmann (Schauspiel Köln), Katharina Ramser (Deutsches Theater Göttingen) und Alize Zandwijk (Theater Bremen) in funkelnder Klarheit heraus. […] dieses Stück konventionellen Erzähltheaters […] ist aber derart wirkungssicher geschrieben – Einführung, Verschärfung, Stillstand und katastrophale Lösung der Konflikte –, dass die Aufführungen nie kitschig werden in ihrer Friedens-, Verständnis-, Liebessehnsucht. Sondern auf allen Ebenen funktionieren.“ (Jens Fischer, Die deutsche Bühne in der Rubrik „Gegenüberstellung“, November 2019)

    „Das was ich gestern Abend im Theater am Goetheplatz in Bremen gesehen und gehört habe, ist mit Abstand die beste Schauspielproduktion der vergangenen Jahre hier in der Stadt. […] Dieses Stück verlangt es geradezu, dass die Zuschauerinnen und Zuschauer aufmerksam dem Text folgen können, die brillant besetzten Rollen helfen in Bremen dabei ungemein. […] Der Text war auf den Punkt und die Schauspielerinnen und Schauspieler des Bremer Ensembles habe ich lange nicht mehr so in ihren Rollen aufgehen sehen! Das Publikum hielt es am Schluss dann auch nicht mehr auf den Sitzen. Zu recht! […] Es wird schwer sein, diese Inszenierung im Schauspiel in dieser Spielzeit in Bremen noch in den Schatten zu stellen. Großes Kompliment!“ (Marcus Behrens, Bremen Zwei, 29. September 2019)

    „Dass Bremen auch das Personal dafür hat, zeigt sich bei Oma und Opa (giftig aufeinander eingespielt: Verena Reichhardt und Martin Baum), wie an Vater und Sohn (Guido Gallmann mit Neueinstand Emil Borgeest). Und vor allem: Deniz Orta, die nach ersten durchaus beachtlichen Momenten in der vergangenen Spielzeit nun so richtig angekommen zu begeistern weiß.“ (Jan-Paul Koopmann, Kreiszeitung, 30. September 2019)

    „Auch in ihrer jüngsten Bremer Arbeit gelingt es Regisseurin Alize Zandwijk mühelos, die hohen Erwartungen zu erfüllen, die sie hier in der Vergangenheit mit vielen herausragenden Inszenierungen geweckt hat. […] Besonders diese Szene mit dem überragenden Guido Gallmann wird noch lange in Erinnerung bleiben. […] Der enthusiastische Schlussapplaus zeigte, dass Thema, Form und Inhalt bestens beim Premierenpublikum ankamen. Ein sehenswerter Theaterabend.“ (Sven Garbade, Foyer, November 2019)

    „Fest steht, dass es Denkanstöße gibt, auch emotional berührt, und dank der Leistung des Schauspielteams, der brillanten Regie (Alize Zandwijk), des poetischen Bühnenbilds (Thomas Rupert), der schönen Kostüme (Sophie Klenk-Wulff) und der stimmungsvollen musikalischen Untermalung von Maartje Teussink ist eine wunderbare Produktion gelungen, die hochverdient mit Standing Ovations gefeiert wurde.“ (Ursula Myke, Brillant, Herbst/Winter 2019)