Schauspiel
Theater am Goetheplatz
düsterer spatz am meer / hybrid (america)
von Fritz Kater
Uraufführung
Regie: Armin Petras
Kein Wasser im Pool. Kaum Gäste in den Betten. Das Hotel ihres Vaters ist schäbig. Melinda will raus. Mit dem Gast Martin macht sie sich auf und davon. Zunächst in eine kleine Hütte im Wald, von der aus Martin an der Börse spielt und immer mehr Geld verdient, dann nach Neckar Island, wo die kleine Familie in unfassbarem Reichtum lebt. Das Geschäft, mit dem Martin und sein Bruder Yves die Firma gewinnbringend durch den Bankencrash steuern, ist zwar schmutzig aber genial und Melinda genießt den Ausblick von der Chefetage, in die sie inzwischen eingezogen ist. Am Ende steht sie wieder am Pool ihre Kindheit. Bald wird sie das alles plattwalzen für das Business von morgen: Fahrten zum Mond. Think big. Die Zukunft der Menschheit liegt außerhalb unseres Planeten. Aber Melinda weiß nicht mehr recht, wer sie ist und ihre Tochter Luna, die seltene Pflanzensamen züchtet, um die Menschheit zu retten, kommt bei einem Attentat ums Leben.
1987/1996/2008/2015 – über drei Jahrzehnte erstreckt sich diese Familiengeschichte als bitterer Abgesang auf den Amerikanischen Traum.
Einlass ins Haus: 30 Minuten vor Vorstellungsbeginn
Einlass in den Saal: circa 20 Minuten vor Vorstellungsbeginn
Neue Spieltermine werden monatlich veröffentlicht!
- John Dubrovnik Guido Gallmann
Veronique Dubrovnik Annemaaike Bakker
Melinda Dubrovnik Annemaaike Bakker, Mirjam Rast
Mrs. Hamilton Verena Reichhardt
Yves Hamilton Christian Freund
Martin Hamilton Ferdinand Lehmann, Alexander Swoboda
Luna Hamilton Shirin Eissa
Ted Kaczynski Alexander Swoboda
Ernest Steven, Biologe Alexander Swoboda, Shirin Eissa
Mister Carver Guido Gallmann
Journalistin Mirjam Rast
Prof. Benjamin Guido Gallmann
Engel der Verzweiflung Miles Perkin
General Patrick Zielke
Koch Simon Zigah
Waffenhändler Tomas Bünger
Francis Mustapha Danso
Eisbär Karin Enzler
Biologin Bengisu Arslan
Petja Viktor Siebelt, Neele Buchholz, Nader Raad, Leonor Reinarz, Lale Reinarz, Piet Reinarz
Kinder: Torne Bischoff
Regie Armin Petras
Bühne Julian Marbach
Kostüme Patricia Talacko
Licht Norman Plathe-Narr
Musik Miles Perkin
Video Rebecca Riedel
Director of Photography Lio Klose
Dramaturgie Simone Sterr
-
- „Kater erzählt seine Familiensage stringent, mit Sinn für Spannungsbögen, Schockeffekte und originelle Wendungen. […] Die Uraufführung in Bremen inszeniert Kater selbst, unter seinem bürgerlichen Namen Armin Petras, mit der ihm eigenen Mischung aus Melancholie, überbordender szenischer Fantasie und einem Übermaß an Probenideen, von denen ein ökonomischer Regisseur zwei Drittel verworfen hätte. In Bremen werden sie alle ausgespielt, das macht den Abend lang, passt aber, weil die Vorlage im Gegensatz zu anderen Kater-Dramen auch über die lange Strecke trägt. Und zwar als Kitchen-Sink-Drama, Lovestory, Backwoods-Schocker, Finanzthriller.“ (Falk Schreiber, Theater heute, 11/2020)
„Petras gelingt es, das gesamte Spiel coronagerecht frei von Körperkontakt auf die Bühne zu bringen, ohne, dass dies als unnatürlich empfunden wird – eine großartige Leistung, zu der auch das durch die Bank überzeugende Ensemble seinen Beitrag leistet. Verena Reichhardt gewinnt Zuschauersympathien in der Nebenrolle als Martins Mutter, eine snobistische und wunderbar zynische Frau, die erst durch die Liebe zu ihrer Enkeltochter auftaut. Rast, Bakker, Lehmann und Swoboba verkörpern anschaulich den persönlichen Wandel der zwei Hauptfiguren.“ (Alexandra Knief, Weser-Kurier, 28. September 2020)
„Als erfolgreicher Regisseur kennt er natürlich alle einschlägigen Kniffe. Am Ende sind alle Register gezogen, aber es bleibt trotzdem der Eindruck einer überinszenierten Leere zurück. Immerhin waren die Schauspielerinnen und Schauspieler mit großer Spielfreude dabei, was das Publikum mit ordentlich Beifall belohnte.“ (Christine Gorny, Bremen Zwei, 27. September 2020)
„Kriegstraumata, soziale Ungleichheit, Geschlechterrollen-Klischees und immer wieder Liebe; Generationenkonflikte, Gigantismus und Finanzkrise; Terror, Konsumwahn, Identitätsverlust und Artensterben. Zur Verfremdung dessen, was wir täglich in den Medien verfolgen können, wählte Kater einen uns ebenso entfernten wie bekannten Ort, nämlich Amerika (bzw. America). Aus dem Stoff seines Alter Egos machte Regisseur Armin Petras nun am Theater Bremen einen mit viel Sinn für theatrale Bildwirkung aufgetunten Theaterabend.“ (Martina Burandt, Die deutsche Bühne online, 27. September 2020)
„Groß angelegt wie in einer TV-Serie erstreckt sich diese Familiengeschichte von den 1980er Jahren bis 2015, um die Grundlagen des Trump-American-Way-of-Life zu erklären, der Geld, das eigene Ego und den eigenen Erfolg über alles stellt und die extrem ungleiche Verteilung von Reichtum, Besitz und somit eben Macht forciert. Für Petras ist das Stück geradezu ein Gegenentwurf zu den herzig lakonisch gezeichneten Kleine-Leute-Dramen, die ihm bisher immer wieder sehnsuchtsgroß und realitätsbitter gelangen. Jetzt sind die Figuren zwar ebenso unbehaust, aber nur noch Beweismittel einer in Radikalismus-Pose zelebrierten Antikapitalismus-Pädagogik, gegen die das Brecht-Theater geradezu feinsinnig ist.“ (Jens Fischer, nachtkritik, 27. September 2020) -
-